Manchmal, wenn ich über diese Dinge nachdenke, meldet sich Pedro und erinnert mich an die Wichtigkeit dieser Themen.
Auch heute meldet er sich zu Wort und möchte euch aus seiner Sicht erzählen, wie es für ihn im Tierheim war.
Pedro erzählt
Kannst du dir vorstellen, wie das ist, im Tierheim zu landen?
Als ich ins Tierheim gebracht wurde, war ich gefühlt „ganz unten“ angekommen.
Ich hatte früher ein Zuhause, das irgendwann nicht mehr existierte. Ich bin dann gegangen und habe anfangs meine Freiheit und Ungebundenheit genossen.
Doch ein Leben auf der Straße ist anstrengend. Es gibt viele Gefahren, die Nahrungssuche ist energieraubend, das Wetter kann herausfordernd sein und wenn dann noch gesundheitliche Probleme dazukommen, wird es richtig richtig schwierig.
Im Tierheim bist du einer von vielen, erstmal in Sicherheit, aber halt nur einer von vielen.
Welche Perspektive hat man, vor allem wenn man so aussieht, wie ich damals – dürr und zerrupft, geschwächt und bitter enttäuscht von den Menschen?
Ich landete in einem Zimmer mit einem anderen Kater.
Die Menschen unterhielten sich über mich: wie ich aussah, wie lang ich noch leben würde, ob man mich einschläfern müsste.
Glaubt mir, wir wissen, was ihr Menschen redet.
Wir "verstehen" vielleicht nicht die Worte in dem Sinne, wie ihr es untereinander tut.
Aber ihr bildet Gedanken und Bilder im Kopf, die wir Tiere aufnehmen und deshalb genau wissen, wovon ihr sprecht.
Ich wollte nicht eingeschläfert werden, es war noch so viel Leben in mir und ich war erst 8 Jahre alt. Ich brauchte doch nur die richtige Hilfe.
Sie überlegten, ob sie mich überhaupt noch in die Vermittlung geben sollten. Oh nein, so war ich für die Welt nicht mehr existent.
Meine Verzweiflung wuchs ins Unendliche und ich zog mich total zurück, resignierte und wartete auf das nicht-selbstbestimmte Ende.
Ihr müsst wissen, ich war in einem Bereich mit Seniorenkatzen untergebracht.
Dort kommen eher selten Besucher hin.
Es gibt nicht viele Menschen, die sich ein altes Tier ans Bein binden wollen.
Ich konnte sie hören, die Menschen, wenn sie in die Zimmer mit den Kitten schauten, die "aah" und "ooh, wie süß"-Rufe.
In mein Zimmer wurde kurz mal durch die Scheibe geblickt und dann waren sie wieder verschwunden.
Noch schlimmer, wenn jemand sagte: "oh, der sieht aber schlecht aus, bemitleidenswert", und wendete sich dann ab.
Könnt ihr euch vorstellen, wie sich das anfühlt? Man kommt sich so schäbig vor.
Ich wollte kein Mitleid, ich wollte als das erkannt werden, was ich war: ein stolzer selbstbestimmter Kater, der so viel Liebe zu geben hätte …
ich war so enttäuscht von den Menschen.
Aber manchmal ändert sich alles - denn dann kam SIE.
Sie wollte zu dem schwarzen Kater, der mein Zimmergenosse war. Der hatte da grade eine Anfrage zur Adoption erhalten, kam sich wichtig vor und tat so, als sei er der König. Er zeigte ihr die kalte Schulter .. ts.
Ich hatte mich in meinem Deckenhaufen eingegraben, mich gab es ja offiziell nicht.
Dann hörte ich sie reden, ihre Stimme klang schön und eine Schwingung breitete sich im Raum aus, die mich neugierig machte.
Ich packte meinen ganzen Charme aus, pulte mich aus den Decken und ging in die Offensive.
Anfangs schien es zu funktionieren.
Doch sie ging wieder und ich verlor jede Hoffnung. War sie genau wie die anderen?
Der ganze Aufwand war umsonst, jetzt wollte ich endgültig nichts mehr mit den Menschen zu tun haben.
Aber, es geschah das Wunder … zwei Tage später kam sie wieder und verbrachte mit mir viel Zeit.
Sie unterhielt sich mit mir und versprach, wieder zu kommen - uuund … sie gab mir einen Namen!
Kennt ihr die Bedeutung eines Namens? Nein?
Wenn du einen Namen hast, bist du JEMAND, bist du individuell
☝
Sie fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, die Zeit, die mir noch blieb, bei ihr zu verbringen. Und wie ich das konnte!
Ich traute mich erst nicht, diesen Hoffnungsfunken auf ein neues Zuhause groß werden zu lassen, zumal sie die nächsten drei Tage nicht mehr kam. Aber sie hat mich tatsächlich abgeholt.
Dieses Gefühl ... Leute ... dieses Gefühl ist unbeschreiblich!
Könnt ihr erahnen, wie es sich anfühlt, gesehen zu werden? Ich meine nicht nur äußerlich, sondern innen drin?
Wie es sich anfühlt, abgeholt zu werden?
ICH ... ICH werde ausgesucht, unter vielen, zerlumpt und armselig!
Es ist … magisch ✨ Es ist ALLES